Sa | 21. Mai 2022

Johannes Brahms | Sinfonie No. 1 in c-moll
Walter Braunfels | Passionskantate

St. Matthäus, München
Beginn 19:00 Uhr | Einlass 18:30 Uhr

MünchenKlang | Chor und Orchester
Thomas Ruf | Bariton
Thomas Hefele | Musikalische Leitung

Foto: Dominik Irber

Im kommenden Konzert widmet sich MünchenKlang zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedlichen Vertretern der deutschen Romantik. Johannes Brahms gilt als Wegbereiter der romantischen Sinfonie, die sich bei ihm erst zaghaft aus den Strukturen der Klassik löst. Walter Braunfels setzt kaum mehr als 50 Jahre später in seinem Werk auf eine spätromantische Klangsprache, die bis an die Grenzen der Tonalität geht. Obwohl beide als Wunderkinder ihrer Zeit galten, wird Brahms heute weltweit aufgeführt, Braunfels ist hingegen nur noch wenigen ein Begriff.

Dies war keineswegs immer so absehbar. Als aufstrebender Komponist wurde Braunfels besonders auf der deutschen Opernbühne gefeiert. Ein Jahrhunderttalent, so erfolgreich wie sein Zeitgenosse Richard Strauss! Bis Braunfels von den Nationalsozialisten mit einem Aufführungsverbot belegt wurde und der erzwungene Rückzug von der Bühne ihm zwar Zeit zum Komponieren ergreifendster Musik ließ, aber seinen Namen aus der Riege der Bekannten löschte. Erst seit den 1990er Jahren wird seine Musik zunehmend wiederentdeckt und erhält ihre Würdigung. Die Passionskantate, die am 21. Mai – im nunmehr dritten Anlauf nach zwei coronabedingt abgesagten Konzerten – zu hören sein wird, entstand unter dem Eindruck der inneren Emigration während der NS-Diktatur zwischen 1936 und 1943.

Johannes Brahms wurde hingegen bereits zu Lebzeiten über seine gesamte Karriere hinweg weltweit gerühmt, wurde schon früh als Nachfolger Beethovens gehandelt, der die Gattung der Sinfonie zu solcher Perfektion geführt hatte, dass sämtliche Komponisten der Zeit die Finger davon ließen. Die Erwartung an Brahms’ erste Sinfonie war entsprechend groß und setzte ihn so sehr unter Druck, dass es von den ersten Entwürfen bis zur Aufführung 14 Jahre dauerte. Mit dem Prädikat „Beethovens Zehnte“ ausgezeichnet übertraf das Werk letztlich die Erwartungen der Musikkritiker und ebnete den Weg für eine Sinfonik nach Beethoven.

Mit dem aktuellen Konzert nimmt Sie MünchenKlang mit auf einen nicht immer heiteren Weg. Beide Werke sind eingangs geprägt von einer “tiefernsten, fast tragischen” Grundstimmung. Braunfels’ Passionskantate vertont ausgewählte Szenen der Leidensgeschichte Jesu’ auf eindrucksvolle, bisweilen schmerzhafte Weise. Trotz seiner eigenen künstlerischen Isolation und Kriegserfahrung schafft es Braunfels im Verlauf des Werks, aus Schmerz und Leid die Vision einer besseren Welt, die auf Gottes- und Nächstenliebe gründet, zu skizzieren. Ähnlich beginnt auch Brahms’ Sinfonie tieftraurig in c-moll, spielt mit dem bekannten Schicksalsmotiv und erzählt von Tragik und Traurigkeit. Der Verlauf der Sinfonie folgt dem klassischen Beethoven’schen Aufbau und arbeitet sich über vier Sätze hin zu einem freudigen Finale in Dur. Beide Werke führen also gewissermaßen „von der Dunkelheit zum Licht“. Diesen Weg möchten wir im nun dritten Anlauf die Passionskantate aufzuführen mit Ihnen gehen. Gleichzeitig möchten wir in der aktuellen Situation, in der Krieg und Pandemie den öffentlichen Diskurs bestimmen, Trost und Hoffnung spenden.

Besonders freuen wir uns, die Enkelin von Walter Braunfels, Frau Susanne Bruse, geb. Braunfels, als Schirmherrin begrüßen zu dürfen.